Sichtverlust
Nebel gehört zu den Wetterphänomenen im Frühjahr. Tagsüber erwärmt sich die Luft und nimmt eine große Menge an Wasserdampf auf. In den Nächten kühlt sie sich wieder ab. Wasserdampf kondensiert. Besonders in der Nähe von Flüssen und Seen, über Tälern und Mulden liegt jetzt morgens und abends wieder ein grauer Schleier über der Landschaft. „Das Tagfahrlicht – ohne Heckbeleuchtung – reicht nicht mehr aus, um von anderen gut gesehen zu werden“, gibt Eberhard Lang von TÜV SÜD zu bedenken und „viele verlassen sich auf die Lichtautomatik in modernen Fahrzeugen. Doch diese aktiviert das Abblendlicht bei solch schwierigen Sichtverhältnissen oft zu spät.“ Da hilft nur: Das Fahrlicht rechtzeitig manuell anschalten.
Die Straßenverkehrsordnung (StVO) schreibt den Einsatz des Abblendlichts bei eingeschränkter Sicht vor, allerdings ohne weitere Präzisierung. Hingegen ist die Benutzung der Nebelschlussleuchte reglementiert. „Nur bei Sichtweiten unter 50 Metern darf sie zugeschaltet werden. Die zulässige Höchstgeschwindigkeit ist dann allerdings auf maximal 50 Kilometer pro Stunde begrenzt – wenn nicht sogar eine geringere Geschwindigkeit geboten ist“, erinnert Lang.
„Im Nebel erscheint alles, was der Autofahrer vor sich sieht, weiter entfernt“, schildert Eberhard Lang eine besondere Tücke bei Nebelfahrten, „deshalb wählen vielfach Fahrer dann einen zu geringen Abstand.“ Oft wird die eigene Geschwindigkeit für angemessen erachtet, obwohl sie objektiv zu hoch ist. Die Nebelschwaden um das Auto lassen das Gefühl für das eigene Tempo schwinden.
„Grundsätzlich stellen Nebelfahrten eine erhöhte Belastung und Stress da“, warnt Lang. Die Wahrnehmung ist eingeschränkt. Besonders periphere Bewegungsreize werden weniger erkannt. Das Sichtfeld ist eingeengt. Bei schlechter Sicht sollte man sich stets am rechten Fahrbahnstreifen orientieren, nicht aber am Rücklicht des Vorausfahrenden und ebenso wenig am Mittelstreifen. Ein besonderes Unfallrisiko sind plötzliche Nebelschwaden. „Sobald eine Nebelwand auftaucht, sollte man sofort das Tempo reduzieren und den Sicherheitsabstand wesentlich vergrößern“, rät der TÜV SÜD-Fachmann. Vorsicht ist an Flüssen, großen Wiesenflächen, Tälern oder Waldgebieten geboten.
Immer wieder zu beobachten, manche Autofahrer hängen sich förmlich an die Rücklichter des Vorausfahrenden und fühlen sich ihrerseits wiederum von den Scheinwerfern der Nachfolgenden im Rückspiegel bedrängt. Durch diesen Sog- und Druckeffekt entstehen schnell Fahrzeugkolonnen, die viel zu schnell im Nebel unterwegs sind. Beim kleinsten Bremsvorgang kann der geringe Abstand in der Kolonne dann zu Massenkarambolagen führen, wie sie sich fast jedes Jahr im Nebel ereignen.