Räder und Reifen richtig wechseln
Der lange Winter nähert sich seinem Ende und damit heißt es wieder, Reifen wechseln. Während wohl die meisten Autobesitzer dazu eine Werkstatt ansteuern oder den nächsten Reifendienst aufsuchen, legen andere lieber selbst Hand an, greifen zu Radschlüssel und Wagenheber. „Doch Vorsicht“, mahnt Matthias Strixner von TÜV SÜD: „Hierbei kann einiges schief gehen.“ Und vor dem Griff zum Radkreuz sollte man den Zustand jedes Pneus auf Beschädigungen, Profiltiefe und Alter prüfen.
„Sommerreifen sollten noch mindestens zwei Millimeter besitzen, selbst wenn der Gesetzgeber die Grenze bei nur 1,6 Millimeter festgelegt hat“, empfiehlt der TÜV SÜD-Fachmann. Sind die Reifen älter als sieben Jahre, wird ein Austausch empfohlen. Eine Obergrenze für das Alter der Bereifung ist durch den Gesetzgeber nicht grundsätzlich für alle Fahrzeugarten vorgeschrieben. Nichtsdestotrotz ist auf einen einwandfreien Zustand der Bereifung zu achten. Das Reifenalter, beziehungsweise das Produktionsdatum kann man an der DOT-Kennzeichnung ablesen. Diese ist auf einer der Reifenseitenwände eingeprägt und endet mit einer oval eingefassten, vierstelligen Zahlenkombination. Dabei geben die ersten beiden Ziffern die Produktionswoche und die letzten beiden Ziffern das Produktionsjahr an. Die Ziffer 3617 würde bedeuten, dass der Reifen in der 36. Kalenderwoche im Jahr 2017 hergestellt wurde.
„Ein immer wieder zu beobachtender Fehler beim Radwechsel ist ein unebener oder rutschiger Untergrund“, schildert Matthias Strixner nach seinen Beobachtungen. Dann besteht die Gefahr, dass das Fahrzeug wegrutscht. Durch ein kippendes Fahrzeug drohen nicht nur Schäden an Radaufhängung oder Karosserie/Seitenschweller, sondern schlimmstenfalls Verletzungen. Das Fahrzeug muss unbedingt auf einem ebenen, festen Untergrund geparkt werden. Der Wagenheber darf nicht verkanten und muss stets an der dafür vorgesehen Stelle des Fahrzeugs entsprechend der Betriebsanweisung angesetzt werden.
Ein weiterer Fehler: Die Radschrauben werden nicht mit dem vorgeschriebenen Drehmoment angezogen. Zu locker ist hierbei genauso schlecht wie zu fest. Bei zu leicht angezogenen Schrauben kann sich das Rad während der Fahrt lösen. Andererseits, zu fest angezogene Radschrauben belasten das Material von Rad (ugs. Felge) und Radschrauben/Radmuttern samt Bolzen und lassen sich beim nächsten Räderwechsel schlechter lösen. „Deshalb sollte man sich nicht auf sein Gefühl verlassen, sondern einen kalibrierten Drehmomentschlüssel zur Hand nehmen“, empfiehlt der TÜV SÜD-Fachmann. Grundsätzlich werden die Radmuttern nach Herstellervorgaben und in den meisten Fällen über Kreuz angezogen. Nach einer Fahrstrecke von zirka 50 bis 100 Kilometern müssen diese nachgezogen werden.
Moderne Pneus sind oftmals laufrichtungsgebunden, dürfen also nur entsprechend montiert werden. Auf der Reifenflanke befindet sich dafür ein Richtungspfeil, der in Verbindung mit dem Wort „Rotation“ die Laufrichtung des Reifens angibt. Auch die Kennzeichnung „OUTSIDE“ wird häufig von den Reifenherstellern für die Kennzeichnung der Reifenaußenseite verwendet. Hierauf ist allerdings bereits bei der Montage der Reifen auf die Räder entsprechend zu achten.
„Besitzt der Wagen ein direktes Reifendruck-Kontrollsystem (RDKS), kann man erfahrungsgemäß den saisonalen Wechsel nicht in Eigenregie vornehmen“, schildert der TÜV SÜD-Fachmann seine Erfahrungen, „denn bei jedem Aufziehen neuer Reifen müssen unter Umständen die Sensoren gewartet, angelernt und Verschleißteile wie Ventilkappen oder Sensorbatterien ersetzt werden.“ Bei einem indirektem RDKS muss das System nach der Reifenmontage neu angelernt werden. Das Prozedere steht ebenfalls im Fahrzeughandbuch.