Falsches Gold aus der Garage
Der Bestand an Kraftfahrzeugen (Pkw, Motorräder, Lastkraftwagen, Anhänger) mit Oldtimerstatus – also ab 30 Jahren und älter – wächst seit Jahren, teils zweistellig und mit dem Beginn der wärmeren Tage liebäugelt erfahrungsgemäß so mancher mit der Anschaffung eines klassischen Fahrzeugs. Laut dem Kraftfahrt-Bundesamt gibt es derzeit rund 800.000 Oldtimer mit und ohne H-Kennzeichen. Allerdings steigen die Zahlen inzwischen langsamer (2022: +8,4%). Das Geschäft mit dem vermeintlichen Garagengold ist nach den Beobachtungen von Markus Tappert ein Tummelplatz von Hobbyschraubern, Kfz-Dienstleistern, Geldanlegern, Händlern und leider auch Betrügern. „Doch mit einigen Vorsichtsmaßnahmen kann man schon im Vorfeld die Spreu vom Weizen trennen“, schildert der Fachmann von TÜV SÜD ClassiC seine Erfahrungen. Unverzichtbar: Eine Besichtigung des Objekts der Begierde vor Ort. Empfehlenswert: Professioneller Sachverstand. „Besondere Vorsicht gilt bei Anzahlungen über Bargeldtransfers und Transporten mit unbekannten Speditionen im Ausland“, warnt der TÜV SÜD-Fachmann.
Oftmals auf Online-Autobörsen wird ein Oldtimer ungewöhnlich günstig angeboten. Die inserierte E-Mail-Adresse wirkt seriös. Allerdings: Die Telefonnummer führt ins Ausland. Hier bereits erwacht bei Markus Tappert Argwohn: „Vielfach stellt sich bei der Kontaktaufnahme heraus, dass sich das Fahrzeug im Ausland befindet und somit schwerlich besichtigt werden kann.“ Stattdessen offeriert der Verkäufer Papiere, Bilder sowie Unterlagen und drängt auf einen raschen Geschäftsabschluss. „Finger weg“, rät Tappert. Grundsätzlich sollte man bei einem Import-Vorhaben Fachleute wie etwa von TÜV SÜD zu Rate zu ziehen, „sonst verheddert man sich alsbald im Gestrüpp von Zoll- und Einfuhrmodaltäten“, weiß der Fachmann und „auch bei Änderungs- und Vollgutachten oder beispielsweise bei einem Wiederaufbauwertgutachten erspart die Investition für den fachmännischen Rat spätere Kosten.“
Wenig aussagefähig sind erfahrungsgemäß Bilder des angebotenen Fahrzeugs, egal, ob es im Aus- oder Inland steht. Sinnvoller ist es, sich mit dem Besitzer in Verbindung zu setzen, nach Details zu erkundigen und die genaue Historie des Fahrzeugs zu klären. „Hilfreich ist es darüber hinaus, sich vor etwaigen Besichtigungs- und Probefahrt-Reisen Kopien von Reparatur- und Wartungsrechnungen übermitteln zu lassen“, empfiehlt der erfahrene TÜV SÜD-Fachmann. Optimal ist es, einen Spezialisten oder gar Gutachter dabei zu haben, wenn man das Fahrzeug vor Ort in Augenschein nimmt. Um dabei Aufwand und Auslagen zu verringern, sollte man mehrere Angebote ausfindig machen und dann Besichtigungen und Begutachtungen in einem Aufwasch zu erledigen. „Das alles aber kann man sich sparen, wenn der Anbieter für den Kauf eine Anzahlung oder Vorabüberweisung fordert“, sagt Tappert: „Das sind absolute Ausschlusskriterien, egal wie verlockend der Wagen erscheint.“
Das mit Abstand größte Risiko liegt in verheimlichten Mängeln. Es folgen getarnte Unfallfahrzeuge und manipulierte Tachostände. „Das Beheben der verschwiegenen Mängel kann in Einzelfällen sogar ein Vielfaches des eigentlichen Kaufpreises betragen“, schildert der TÜV SÜD-Fachmann seine Beobachtungen. Kommt ein Kaufvertrag zu Stande und wechselt das Geld erst einmal den Besitzer, ist es je nach Vertrag schier unmöglich, sein Geld wieder einzufordern.