Eine Frage der Einstellung
Die korrekte Sitzeinstellung ist für den Fahrer mehr als nur eine Frage der Bequemlichkeit oder des Komforts. „Nur mit der passenden Position hat man die Bedienungselemente des Autos in Reichweite“, gibt Eberhard Lang von TÜV SÜD zu bedenken. Weitaus wichtiger noch: Airbags, Gurte, Gurtstraffer sowie Kopfstützen schützen allein dann wirkungsvoll, wenn sie an den vorgesehenen Stellen auf den Körper einwirken. Mithin kann die richtige Sitzposition bei einem Unfall über den Verletzungsgrad entscheiden. „Sitzt man beispielsweise zu nahe am Lenkrad, kann die Nähe zu dem sich entfaltenden Airbag zusätzliche Verletzungen verursachen“, warnt Lang. Umgekehrt ist ebenfalls wenig empfehlenswert. Eine Position zu weit vom Lenkrad weg, also fast schon in Liegeposition, wird insbesondere für den Nackenbereich gefährlich. Verliert der Rücken den Kontakt zur Lehne, wächst die Entfernung zur Kopfstütze. Sie kann ihre Aufgabe nicht mehr erfüllen.
Grundsätzlich rät Eberhard Lang dazu, bereits beim Autokauf der Einstellbarkeit und Passgenauigkeit des Fahrersitzes ausreichend Augenmerk zu widmen. „Probesitzen ist ein absolutes Muss“, betont er: „So lässt sich schnell feststellen, ob sich der Fahrersitz an die eigene Statur anpassen lässt. Gerade bei größeren Personen ist es nicht selbstverständlich, dass die Schultern abgestützt werden, und die Lehne nicht zu klein ist.“ Individuelle Einstellbarkeit ist sowohl bei der Rückenlehne als auch bei der Sitzfläche optimal. Sitzhöhe, Sitzneigung und vor allem die Länge der Sitzfläche müssen angepasst werden können. Nur dann stimmen Sitzdruckverteilung, Komfort und Überblick. Ausgeprägte Seitenführungen an Rückenlehne und Sitzfläche verhindern zudem das Verrutschen des Körpers und gewährleisten eine aufrechte, entspannte sowie sichere Haltung. „Einige Hersteller bieten neben ihrem Seriengestühl optimierte Sitze an. Eine Produktauflistung hat die Aktion Gesunder Rücken (https://www.agr-ev.de/de/ratgeber-produkte/produkte/2903-autositze) zusammengestellt“, weiß der TÜV SÜD-Fachmann.
Grundsätzlich sollte die Rückenlehne fast senkrecht zur Sitzfläche stehen. Die Beine sind bei voll durchgetretenem Kupplungspedal noch leicht angewinkelt. „Bei normaler Fahrt passt zwischen Oberschenkel und Sitzfläche eine flache Hand“, empfiehlt der Experte: „Strecken Sie Ihre Arme aus. Ihre Handgelenke sollten Sie jetzt auf dem Lenkrad ablegen können, ohne dass Ihre Schulterblätter den Kontakt zur Rückenlehne verlieren.“ Bei vielen Autos kann die Position des Lenkrads justiert werden. „Stellen Sie das Steuer so ein, dass Sie bequem sitzen und Tacho sowie Warnleuchten im Blick haben“, rät Lang.
Danach heißt es, die Kopfstütze zu eichen. Deren Niveau sollte auf Scheitelhöhe liegen. Der Abstand zwischen Hinterkopf und Kopfstütze sollte maximal vier Zentimeter betragen. Eberhard Lang: „Stellen Sie dazu die Sitzlehne nahezu senkrecht und kippen Sie die Kopfstütze entsprechend nach vorne. Probe: Ihre flache Hand passt gerade zwischen Hinterkopf und Kopfstütze.“ Auch wenn man in einem fremden Auto fahren oder mitfahren will, sollte man sich nach dem Einsteigen Sitz, Rückenlehne und Kopfstütze richtig positionieren.
Erfahrungsgemäß sitzen rund 80 Prozent aller Autofahrer während der Fahrt nicht optimal. Die falsche Position birgt allerdings nicht nur Sicherheitsrisiken, sondern Kopf, Hals und Rücken lassen diese Fehler spüren. Besonders Fahrten auf der Autobahn können zu einer Tortur werden, denn die Geschwindigkeit erfordert hohe Konzentration, und die Haltung wird auf der monotonen Strecke wenig variiert. Abwechslungsreicher sind Überlandfahrten, da beim Kurvenfahren die Körpermuskulatur aktiver eingesetzt wird.