Behutsam starten
Motorradreifen entwickeln ihren optimalen Grip erst nach einer Warmfahrphase. Deshalb sollten ausgeprägte Schräglagen sowie extreme Kräfte beim Beschleunigen oder Bremsen während der Kaltstartphase vermieden werden. „Ihre optimale Haftfähigkeit entwickeln die Gummimischungen erst bei höheren Temperaturen“, erinnert Thomas Salzinger von TÜV SÜD. Bei normaler Fahrt werden diese Temperaturen in der Regel nach wenigen Minuten erreicht. Auch nach der Montage von neuen Reifen sollten es Biker auf den ersten 150 Kilometern behutsam angehen lassen.
„Auf der Lauffläche fabrikneuer Pneus können sich noch Trennmittel aus der Produktion befinden, welche die Haftung auf der Fahrbahn reduziert”, warnt Salzinger. Zudem solle man darauf achten, dass etwaige Aufkleber und Labels auf der Lauffläche sowie eventuelle Klebereste vollständig entfernt wurden. Behutsames Einfahren der neuen Reifen ist auch angesagt, weil die beim Aufziehen verwendete Montagepaste teilweise mehrere Stunden braucht, um abzutrocknen. „Wird dies nicht beachtet, ist es möglich, dass sich bei hohen Drehmomenten der Hinterradreifen auf der Felge etwas dreht“, gibt der TÜV SÜD-Fachmann zu bedenken. Dies kann die Fahrstabilität beeinträchtigen und bei Reifen mit Schlauch einen Ventilabriss oder schleichenden Luftverlust verursachen.
Neue Reifen sollte man obendrein deshalb bedachtsam einfahren, weil moderne Motorradreifen ’konditioniert’ werden müssen, um ihre optimale Leistungsfähigkeit zu erreichen. Bei einem behutsamen Einfahren werden flüchtige Mischungsbestandteile frei und damit wird eine optimale Vernetzung der Polymere im Reifen erreicht. Erfolgt dies nicht, kann die Lauffläche unter Umständen zerstört werden. Grundsätzlich empfiehlt der TÜV SÜD-Fachmann, den Zustand der kalten Pneus und ihren Luftdruck regelmäßig zu kontrollieren, insbesondere vor Antritt einer längeren Fahrt.